Artikel „Rotenburger Rundschau“ vom 30.04.2015

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Brockeler Mühlenverein freut sich über neue Galerie - Von Nina Baucke

Hinter den Flügeln

30.04.2015

Gerd Krüger zeigt anhand der Bodenklappe, wie massiv die neue Galerie rund um die Brockeler Mühle gebaut ist.

Gerd Krüger zeigt anhand der Bodenklappe, wie massiv die neue Galerie rund um die Brockeler Mühle gebaut ist.
 ©Nina Baucke

 

Brockel. Mit einem leisen Knacken folgt das kleine Windrad den Luftbewegungen und reguliert damit über ein labyrinthisches System von hölzernen Zahnrädern die Position der mächtigen Flügel. Gerd Krüger steht auf der Galerie der Brockeler Mühle und hat einen guten Blick auf das Windrad – ebenso wie über die Felder in die Landschaft hinaus. Vor einem Jahr konnte davon nicht die Rede sein.

Denn: „Die Galerie ist morsch“, lautete im vergangenen Frühjahr die Diagnose für die Mühle, die als weithin sichtbares Bauwerk fast schon ein Wahrzeichen für Brockel ist und einziger vollständig intakter Galerie-Holländer in der Gegend. „Und dabei war die Galerie zu dem Zeitpunkt erst 30 Jahre alt – und schon schrottreif“, sagt Krüger. Letztes Jahr an Pfingsten wagten die letzten Mutigen ein paar Schritte auf dem Holz, danach sperrte der Verein den Bereich für die Mühlenbesucher. Dabei hatten die Brockeler schon lange ein Auge auf die abfallende Qualität der Galerie. „Seit drei Jahren sind wir an dem Thema dran. Die Frage war nur: Woher nehmen wir das Geld für eine Renovierung?“, erinnert sich Krüger.

Ein Zufall spielte den Mühlenfreunden dann im September in die Hände: Bei der Aktionsgruppe Hohen Heide waren spontan Gelder frei geworden. Der Verein entschied sich dafür und drückte auf die Tube. „Nachhaltig, ökonomisch und ökologisch – das war uns wichtig“, erklärt der Vorsitzende des Brockeler Mühlenvereins die Rahmenbedingungen in der Ausschreibung. „Wir hatten natürlich Vorgaben vom Denkmalschutzamt, unter anderem, dass das Baumaterial Eichenholz aus Norddeutschland sein muss“, so der Hemsbünder. Dazu grub das Amt noch alte Bilder des 1860 errichteten Bauwerks aus. „Daran haben wir uns von der Optik her orientiert. Handlauf und Bodenbelag sind authentisch“, so Krüger. Die Hölzer sind demnach wieder stärker dimensioniert als die vorherigen, neu ist eine Fußleiste, die einzelnen, trapezförmigen Bodenelemente sind stabiler. „Gleichzeitig hat das Bauunternehmen im Sinne der von uns geforderten Nachhaltigkeit das alte Bauholz geprüft und, wenn es in einwandfreiem Zustand war, wiederverwendet.“ Im November hatten die Arbeiter die alte Galerie abgerissen, Anfang März montierten sie die neue. Fast 50.000 Euro kostet die gesamte Maßnahme. „Wir freuen uns sehr, dass wir neben den gut 7.000 Euro von der Hohen Heide weitere Gelder auftreiben konnten“, sagt der Vereinsvorsitzende. So steuert die Sparkassenstiftung Scheeßel 1.000 Euro bei und auch beim Landkreis Rotenburg sind die Mühlenfreunde um Krüger zuversichtlich. Der größte Betrag bislang kommt allerdings mit 14.600 Euro von der Bingo-Umweltstiftung. Dazu habe die Gemeinde Brockel den Bau zu 100 Prozent vorfinanziert. „Wir versuchen nun, soviel wie möglich davon wieder hereinzubekommen. Den Rest trägt dann die Gemeinde.“ Trotz allem will der Verein die Gästezahlen auf dem neuen Schmuckstück etwas regulieren. „Schließlich war die Galerie ja ursprünglich nur für den Müller und seine Gehilfen gedacht, um an die Flügel zu kommen und nicht für ganze Busladungen.“ Ein Jahr nach der Sperrung, an Pfingsten weiht der Verein die neue Galerie offiziell ein – mit einem Open-Air-Gottesdienst am Pfingstmontag, 25.Mai. Gestaltet wird dieser von der Brockeler Kirchengemeinde zusammen mit den Gemeinden in Kirchwalsede und Visselhövede und begleitet vom Posaunenchor. „Entgegen der Angabe im Gemeindebrief ist Beginn um 10 Uhr“, betont Krüger. Im Anschluss stehen bis 18 Uhr das Maschinenmuseum, das Haushaltsmuseum und natürlich auch die Mühle allen Besuchern offen. Dieses Jahr dann braucht es keinen Mut mehr, die Bretter rund um das Dach zu betreten. Gerd Krüger macht einige Schritte Richtung Handlauf und lacht: „Jetzt können Sie auf den Brettern hüpfen!“